Ida Andrae

Spurensuche – Fotografie von Ida Andrae

Heimat, mit diesem Begriff beschreibt Ida Andrae ihre Beziehung zum Ruhrgebiet. 1985 in Bochum geboren, ist Dortmund seit fast 20 Jahren immer wieder der Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens und heutigen künstlerischen Schaffens. Letzteres ist geprägt durch ein Fotodesign-Studium an der Dortmunder FH, das sie 2013 abschloss. 
Ida Andrae schafft sinnliche Evokationen von Gegenständen, erzählt nur durch Spuren Geschichten und verlebendigt eigentlich tote Materie. Es ist das Phänomen der anwesenden Abwesenheit, das sich in allen Bildern wiederfindet und den Betrachter stets neu zur Spurensuche animiert. 

Das Motiv der Spur verfolgt Ida Andrae bis heute: Zehn Jahre nachdem der letzte Stein im rumänischen Borsec abgebaut wurde, geht sie in den Serien „Ohne Titel“ und „Skulpturen“ den Spuren menschlicher Anwesenheit nach: Stühle, Tische, Hocker, Paletten zeugen vom ehemaligen lebendigen Treiben und geben etwas über die Geschichte des Ortes preis. Mit digitaler Spiegelreflexkamera und Stativ ausgestattet, schenkt sie den Nebendarstellern des Schauplatzes ihre Aufmerksamkeit: Regungen der Natur und Überbleibsel menschlicher Tätigkeit komponiert sie zu zeitlosen Stillleben.
Die Natur erobert sich ihr Vorrecht zurück, bricht durch das Gestein und belebt die reduzierte Farbigkeit der Szenerien. Die Natur selbst konkurriert hier mit dem Künstlichen, von Menschenhand geschaffenen, das sich sowohl in den dargestellten Objekten als auch beim Handwerk des Travertinabbaus entdecken lässt.

Andraes künstlerische Fotografien setzen nie den Menschen selbst ins Bild, sie sind Fährten, die gedanklich verfolgt werden sollen. Für ihre Diplomarbeit „Arbeitsspuren Kunst“ reiste sie monatelang durch ganz Deutschland und besuchte Künstlerateliers jeder Fasson. Berühmte und weniger bekannte Künstler geben Einblick in ihr künstlerisches Schaffen, jedoch ohne selbst im Bild zu sein, noch im Titel benannt zu werden. Es geht um die Präsenz des Künstlers, die sich in seiner Arbeitsumgebung wiederspiegelt. Es sind mit Kreativität aufgeladene Räume, die den Betrachter animieren das Unsichtbare zu erforschen. (Linda Schröer)